Digitale Bezahldienste: Viel Luft nach oben

Österreich hinkt der Digitalisierung weiter hinterher: 58 Prozent aller Retail-Transaktionen immer noch bar.
Laut einer europaweiten Studie hat das Land beim bargeldlosen Zahlungsverkehr nach wie vor Aufholbedarf. Während etwa in den Niederlanden nur noch 10 Prozent aller Retail-Transaktionen bar erfolgen, ist der Anteil hierzulande fast sechsmal so hoch.
Die Österreicher lieben ihr Bargeld. In Wahlkämpfen wird immer wieder darüber diskutiert, das Recht auf Bargeld in den Verfassungsrang zu heben. Wie eine aktuelle Studie des Beratungsunternehmens zeb zeigt, verändert sich der europäische Payments-Markt jedoch nachhaltig. Danach nimmt die Bargeldnutzung stetig ab, während digitale Zahlungsmethoden wie Karten, Mobile Wallets und Account-to-Account-Zahlungen auf dem Vormarsch sind.
Der Übergang vom Bargeld hin zu digitalen Zahlungen wird vor allem von der jüngeren Generation vorangetrieben: Über 60 Prozent der Europäer zwischen 18 und 35 Jahren nutzen Mobile Wallets für ihre täglichen Transaktionen. Während die Niederlande und Schweden bereits als bargeldlos gelten, sehen die Experten in Österreich Aufholbedarf. „Der europäische Vergleich zeigt auf, wo der Handel und heimische Banken Handlungsbedarf haben. Die Studie zeigt klar, dass vor allem in den Ländern, in denen die notwendige Infrastruktur vorhanden ist, der Anteil an Bargeldzahlungen sinkt“, sagt Michaela Schneider von zeb Austria.
Österreich bei Kartenzahlungen Vorletzter
Die Zahlungsweisen europäischer Konsumenten wurden in elf EU-Ländern erhoben, die gemeinsam 81 Prozent des BIP der EU erwirtschaften. Dabei waren die vier größten Volkswirtschaften der EU: Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien. Rumänien, Kroatien und Slowenien als aufstrebende Zahlungsmärkte in der CEE-Region, Schweden und die Niederlande als nahezu bargeldlose Gesellschaften und Österreich als entwickelter EU-Markt.
Im EU-11-Schnitt erfolgen immer noch 45 Prozent des gesamten Transaktionsvolumens im Retailgeschäft bar. 41 Prozent werden per Kartenzahlung abgewickelt, jeweils 7 Prozent per Überweisung oder Lastschrift. In Österreich ist der Anteil des Bargeldverkehrs signifikant höher: 58 Prozent aller getätigten Transaktionen erfolgen bar. Mit 28 Prozent Kartenzahlungen ist Österreich fast Schlusslicht, nur in Kroatien zückt man mit 24 Prozent noch seltener die Karte. Als bargeldlose Gesellschaften dürfen sich die Niederlande und Schweden bezeichnen, dort werden nur noch 2 bzw. 5 Prozent aller Transaktionen mit Bargeld durchgeführt.
Beleuchtet man die Anteile der verschiedenen Zahlungsmittel am Gesamtbetrag aller Transaktionen, lässt sich daraus ableiten, dass in Österreich vor allem kleinere Beträge bar bezahlt werden wird. Gemessen am Gesamtbetrag erfolgen in Österreich nämlich nur 17 Prozent bar, 34 Prozent entfallen auf Überweisungen, 33 Prozent auf Lastschriften und 16 Prozent auf Kartenzahlung. Vergleicht man diese Zahlen mit den Niederlanden oder Schweden wird der Unterschied deutlich: In den beiden Ländern entfallen nur 10 bzw. 11 Prozent aller Retail-Transaktionen auf Bargeld, 57 bzw. 69 Prozent erfolgen per Kartenzahlung.