Was der Data Act für Land- und Forstwirte bringt

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Seit Jahren fordern Nutzer Zugriff auf die Daten, die ihre IoT-gestützten Landmaschinen erzeugen. 2025 dürfte es endlich soweit sein.

„Durch den sogenannten Data Act {der EU] sollen die Nutzerinnen und Nutzer ab 2025 vollen Zugriff auf ihre Informationen erhalten und diese auch weitergeben können. Damit sind wir einen entscheidenden Schritt weiter”, betont Josef Moosbrugger, Präsident der Landwirtschaftskammer Österreich (LKÖ), im Hinblick auf die vorläufige politische Einigung in Brüssel. Die formelle Annahme des Data Act ist noch ausständig.

Land- und Forstwirte liefern durch ihre Arbeiten mit Maschinen und Geräten automatisch tagtäglich Unmengen an wertvollen Daten direkt an die Hersteller dieser Produkte. Dabei betreffen diese Informationen oft nicht nur die Geräte selbst, sondern geben auch Aufschlüsse über die Betriebsführung, die Umwelt, den Boden und das Klima. Derzeit haben Nutzer:innen solcher Produkte keinen oder nur sehr beschränkten Zugriff auf ihre Daten, da Hersteller den Zugriff verweigern.

Datensilos aufbrechen

Mit der Ende Juni auf europäischer Ebene erzielten vorläufigen Einigung zum Data Act sollten die gut gehüteten Datensilos der Hersteller nun langsam aufbrechen. Der Data Act regelt den Zugriff der Nutzer:innen auf Daten von sogenannten „Internet of Things“-Produkten. Dabei handelt es sich um Geräte, die permanent elektronisch mit den Herstellern kommunizieren und diesen viele bei der Nutzung generierten Daten des Produkts und des gesamten Umfelds liefern.

„Gerade in der Land- und Forstwirtschaft sind die Kosten für Investitionen in solche Geräte und Maschinen sehr hoch. Dementsprechend groß war bisher der Unmut im Sektor, dass trotz Erwerb dieser Produkte die selbst erzeugten Daten nicht oder nur gegen gesondertes Entgelt erhältlich sind. Unter dem Mantel der Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse haben sich große Hersteller geweigert, die Daten mit den Land- und Forstwirt:innen zu teilen. Das soll sich nun endlich ändern”, betont Moosbrugger.

Wettbewerb forcieren

„Durch den Data Act sollen die land- und forstwirtschaftlichen Betriebe als Nutzer:innen Zugriff auf die vom Produkt generierten Daten bekommen – und zwar vorzugsweise in Echtzeit, in einem geeigneten Format und mit Metadaten ausgestattet, damit sie auch entsprechend lesbar und nutzbar sind”, betont LKÖ-Daten- und Rechtsexperte Patrick Majcen. Der Innovationsmotor würde, so Majcen weiter, aber vor allem darin bestehen, dass die Nutzer:innen auch berechtigt werden sollen, die Daten weiterzugeben. Damit möchte die EU vor allem kleinen und mittleren Unternehmen die Möglichkeit geben am Datenmarkt teilzunehmen, den Wettbewerb zu forcieren und Innovationen zu erleichtern.

„Der Vergangenheit angehören sollen künftig auch Lock-in-Effekte. Das bedeutet, dass zum Beispiel auch andere Werkstätten künftig Maschinen reparieren können, indem sie Zugriff zu den erforderlichen Daten erhalten. Weiters wird es damit zum Beispiel auch möglich, dass Farm-Management-Systeme herstellerunabhängig Daten zur Effizienzsteigerung für die Landwirt:innen analysieren können, womit auch die Umwelt profitieren dürfte”, fügt Majcen hinzu.

Zugriffsverweigerung trotzdem möglich

„Der Hersteller kann nur mehr dann Daten zurückhalten, wenn die Sicherheit des Produkts beziehungsweise Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse auf dem Spiel stehen, oder wenn von demjenigen, der die Daten erhalten soll, keine entsprechenden Daten-Sicherheitsmaßnahmen ergriffen werden. In einem solchen Fall soll jedoch künftig eine Behörde die Rechtmäßigkeit der Zurückhaltung der Daten prüfen und objektiv im Sinne einer innovativen Datenwirtschaft entscheiden”, erklärt Majcen.

Der Data Act wird nun noch formell vom Europäischen Parlament und dem Rat der EU angenommen und tritt ca. 20 Monate nach Veröffentlichung in Kraft. Bis dahin sollen auch vereinfachte und faire Muster-Datenteilungsverträge von der Europäischen Kommission ausgearbeitet werden, damit das volle Potenzial der Daten ausgeschöpft werden kann.