Compliance bereitet Schweizern mehr Kopfzerbrechen als Naturkatastrophen

Risk

Die Allianz hat 3.000 Risikoexperten aus 92 Ländern zu den Top-Geschäftsrisiken befragt. Die Schweizer Befragten setzen zum Teil eigene Akzente.

Cybervorfälle und Betriebsunterbrechungen liegen sowohl weltweit wie auch in der Schweiz auf dem Platz 1 und 2. Ihnen folgen auf Platz 3 weltweit Naturkatastrophen, während in der Schweiz Änderungen von Gesetzen und Vorschriften wie etwas Zölle, Sanktionen oder protektionistische Bestrebungen den Unternehmen eine höhere Bedeutung beigemessen wird, so dass hierzulande das Compliance-Thema auf dem dritten Risikorang der Allianzstudie landet.

Zudem fällt bei den Schweizer Befragten auf, dass auch der Fachkräftemangel als grosses Risiko wahrgenommen wird: Hierzulande liegt er auf Platz 4 und steigt gegenüber dem Vorjahr um drei Positionen auf. Weltweit erreicht das Thema lediglich Platz 10 der Risikoliste.

Unterschiede nach Unternehmensgrössen

Ungeachtet dieser Unterschiede kommen die Studienmacher der Allianz zu dem grundsätzlichen Schluss, dass Unternehmen aller Grössen weltweit die gleichen Sorgen teilen: Cyberattacken, Betriebsunterbrechungen und Naturkatastrophen stünden dabei ganz oben auf der Liste der Top-Risiken. Trotz identischer Risikowahrnehmung vergrössere sich der Abstand zwischen grossen und kleinen Unternehmen in Hinblick auf ihre Resilienz.

Die Corona-Pandemie habe insbesondere grosse Unternehmen für ein erhöhtes Risikobewusstsein und damit verbundene Massnahmen zur Steigerung der Resilienz sensibilisiert. Kleinere Firmen hätten häufig weder die Zeit noch die Ressourcen, um eine grössere Anzahl von Risikoszenarien zu entwickeln und sich effektiv darauf vorzubereiten. In der Folge dauere es bei ihnen länger das Geschäft nach einem unerwarteten Vorfall wieder auf Kurs zu bringen.

Cyber-Sicherheit Top-Risiko 2024

Cyber-Vorfälle (36 Prozent) sind zum dritten Mal in Folge und erstmals mit deutlichem Abstand von fünf Prozentpunkten das Hauptrisiko für Unternehmen. In 17 Ländern, darunter Australien, Deutschland, Frankreich, Indien, Japan, Grossbritannien und die USA, stufen die befragten Expertinnen und Experten Gefahren durch Cyber-Attacken als grösstes Risiko ein.

59 Prozent der Befragten nennen Datenpannen als die besorgniserregendste Bedrohung noch vor Angriffen auf kritische Infrastruktur oder Vermögenswerte mit 53 Prozent. Ransomware-Attacken treiben ebenfalls mehr als die Hälfte der Unternehmen um, da diese im vergangenen Jahr deutlich zugenommen haben. 2023 sind Schadenfälle laut Allianz damit gegenüber 2022 um mehr als 50 Prozent gestiegen.

Regionale Unterschiede in der Risikowahrnehmung

Obwohl der Klimawandel mit 18 Prozent weiterhin auf Platz 7 im Ranking bleibt (Schweiz: von Platz 10 auf 9), ist er in Brasilien, Griechenland, Mexiko und der Türkei unter den Top-3-Risiken zu finden. Physische Schäden an Unternehmenswerten durch Extrem-wetterereignisse sind hier die Hauptbedrohung. Betroffen sind vor allem Versorger sowie Energie- und Industrieunternehmen. Es ist zu erwarten, dass Unternehmensrisiken auf dem Weg zur Klimaneutralität und Haftungsrisiken steigen werden, da Firmen viel Geld in neue, häufig kaum bewährte Technologien mit geringem CO2-Ausstoss investieren müssen, um ihr Geschäftsmodell zu transformieren.

Aufgrund der andauernden Konflikte im Nahen Osten und der Ukraine sowie Spannungen zwischen den USA und China, klettern politische Risiken und Gewalt mit 14 Prozent von Platz 8 auf 10 (Schweiz: von Platz 4 auf 6). Das anstehende Superwahljahr, in dem mehr als 50 Prozent der Weltbevölkerung zum Urnengang aufgerufen sind, bietet ebenfalls ein hohes Risikopotenzial. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf den Wahlen in den USA, Indien, Russland und Grossbritannien. Unzufriedenheit mit dem Wahlausgang, in Verbindung mit genereller wirtschaftlicher Unsicherheit, hohen Lebenshaltungskosten und starker Verbreitung von Fake News via Social Media, kann im schlimmsten Fall zu weiterer sozialer Polarisierung und erhöhtem Konfliktpotenzial weltweit führen.