Strategiewechsel in Rechenzentren des Bundes

Das vom Bundesrat verabschiedete Update definiert zwei Anforderungsstufen: Industriestandard und erhöhte Anforderungen.
Der Bund sieht im Vorhalten einer eigenen Informatik eine der Voraussetzungen für digitale Souveränität. Die Rechenzentren, kurz RZ, hätten deshalb eine strategische Bedeutung für das Land, so der Bundesrat in seiner Medienmitteilung zur Verabschiedung der neuen Strategie. Hier die wichtigsten Informationen daraus:
Die Strategie «Rechenzentren der zivilen Bundesverwaltung» präzisiert den Zweck der Rechenzentren und leitet daraus Eigenschaften, Verwendung sowie die Weiterentwicklung der Rechenzentren ab. Für die Bundesverwaltung ergeben sich daraus zwei Anforderungsstufen:
1. «RZ-Stufe III» steht für Anforderungen, die mit dem gängigen Angebot in der Industrie vergleichbar sind. Diese Stufe ist für viele bestehende Anwendungen des Bundes ausreichend. Auf RZ-Stufe III ist den Informatikleistungserbringern des Bundes ergänzend die Nutzung des Angebotes der Privatwirtschaft erlaubt. Dies reduziert den Bedarf des Bundes an langfristigen Investitionen und erlaubt kurzfristige Erweiterungen zum Beispiel bei zu geringer Kapazität.
2. Höhere Anforderungen werden mit der «RZ-Stufe IV» abgedeckt. Diese Stufe muss höhere Anforderungen erfüllen in den Bereichen Informationsschutz, Verfügbarkeit und Qualitätssicherung. Ausserdem müssen Anlagen der Stufe IV höhere Anforderungen erfüllen für einen digital souveränen Betrieb.
Innerhalb eines Rechenzentrums können auch beide Stufen zum Einsatz kommen. So kann ein Bereich eines Rechenzentrums als Stufe IV betrieben werden und ein anderer Bereich als Stufe III.
Nicht nur aus der Sicht der digitalen Souveränität hat die Stufe IV für den Bund langfristig Priorität: Aufgrund der fortschreitenden digitalen Transformation der Bundesverwaltung erwartet die Strategie auch, dass sich der Bedarf im Bereich Rechenzentren zunehmend hin zu Stufe IV verschieben wird.
Standorte in den Regionen Bern und Ostschweiz
Aktuell hat die Bundesverwaltung Rechenzentren in den zwei Regionen Bern («Primus») und Ostschweiz («Campus»). Die Standorte werden folgendermassen weiterentwickelt:
Das bestehende Rechenzentrum «Primus» in der Region Bern wird ab 2026 renoviert, mit einer erwarteten Lebensdauer bis 2044. Die Strategie sieht einen Ersatz von «Primus» durch einen Neubau in der Region Bern vor («Nubes»).
In der Region Bern steht neu der Standort «Comes» zur Verfügung. Es handelt sich um ein bestehendes Rechenzentrum, das als neuer Standort von der gesamten Bundesverwaltung genutzt werden kann. Es verfügt über beschränkte Kapazität und steht ausschliesslich Anwendungen der Stufe IV zur Verfügung.
In der Region Ostschweiz ist ein zusätzlicher Nebenstandort vorgesehen («Navis»). Dieser wird nur bei Bedarf extern angemietet und bedient ausschliesslich Anwendungen, die im bestehenden Rechenzentrum «Campus» betrieben werden, niedrige Latenzzeiten erfordern und aufgrund der Standortredundanz einen weiteren Standort erfordern. Die Beschaffungsgrundlage ist noch zu erarbeiten.
Weiter führt die Strategie Standorte zur langfristigen Datensicherung ein. Sie werden vom Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport in bestehenden Anlagen betrieben. Die Strategie sieht zudem vor, dass bestimmte militärische Standorte als Nebenstandorte zivil genutzt werden können.
Zusätzliche Standorte der Stufe III können nach Bedarf extern angemietet werden.