Schweizer Kids schieben Handy-Neukauf auf

Global smartphone market shrinks 9 per cent in second quarter

Im Schnitt nutzen Jugendliche ihr Smartphone knapp drei Jahre. Acht Monte länger als noch 2016. Dies zeigt eine Studie der ZHAW und Swisscom.

Die ZHAW-Forschenden analysierten, wie Nachhaltigkeitsüberlegungen das Handy-Verhalten von Jugendlichen zwischen 12 und 19 Jahren in der Schweiz beeinflussen. Die Daten verglichen sie mit einer Erhebung aus dem Jahr 2016.

Technik schlägt Design

Technische Eigenschaften wie Kameraqualität oder Speicherplatz (2022: 73 Prozent) und der Preis (2022: 67 Prozent) gehören für die Jugendlichen nach wie vor zu den wichtigsten Eigenschaften eines Smartphones. Während 2016 für knapp die Hälfte auch das Design von zentraler Bedeutung war, hat hier die Relevanz abgenommen (2022: 26 Prozent). Auch die Marke des Geräts scheint den Jugendlichen weniger wichtig (2016: 54 Prozent; 2022: 45 Prozent).

An vierter Stelle folgt mit der Lebensdauer des Akkus ein nachhaltiges Kriterium. War diese 2016 nur für 13 Prozent der Befragten von Bedeutung, so sehen sie 2022 bereits 41 Prozent als eine der drei wichtigsten Eigenschaften an. «Der hohe Stellenwert von technischen Eigenschaften zeigt, dass das Smartphone für Jugendliche ein wichtiger Alltagsbegleiter ist, der sie in ganz unterschiedlichen Bereichen unterstützt und ihnen als Hilfsmittel dient», sagt ZHAW-Forscherin Céline Külling-Knecht.

Marketingstrategien von Geräteherstellern würden meist auf die technischen oder optischen Eigenschaften der Geräte fokussieren und Nachhaltigkeits­aspekten nur wenig Beachtung schenken, so die ZHAW weiter. «Möglicherweise fehlt es den Jugendlichen teilweise an Wissen über nachhaltige Aspekte bei technischen Geräten», sagt ZHAW-Medienpsychologe Gregor Waller. Die Lebensdauer des Akkus oder die Reparaturmöglichkeit liessen sich weniger leicht beurteilen als finanzielle oder technische Eigenschaften. Die Eltern würden als Vorbilder bezüglich Konsumentscheidungen eine wichtige Rolle spielen. Aber auch bei ihnen stünden Nachhaltigkeitsaspekte nur selten im Vordergrund.

Acht Monate längere Nutzungsdauer

79 Prozent der Jugendlichen besitzen laut Studie ein neu gekauftes Smartphone, knapp ein Fünftel ein Secondhandgerät. Zum Vergleich: Unter Erwachsenen ist laut einer weiteren ZHAW-Studie weniger als jedes zehnte Handy ein Occasionsgerät. Es zeigt sich zudem, dass Handys bei Jugendlichen mittlerweile länger im Einsatz sind als noch vor ein paar Jahren. Während 2016 ein Gerät im Schnitt nach 1,9 Jahren ersetzt wurde, war es 2022 rund 2,7 Jahre lang im Einsatz. Damit nutzen die Jugendlichen ihr Handy im Vergleich zur Erwachsenenbevölkerung etwas länger, wo die durchschnittliche Handylebensdauer bei etwa zwei Jahren liegt.

Die Lebensdauer eines Handys könnte beispielsweise durch eine Reparatur verlängert werden, was von Jugendlichen zumindest teilweise genutzt wird. 42 Prozent der Jugendlichen hat ihr Smartphone schon einmal reparieren lassen. Bei der Erwachsenenbevölkerung haben nur gerade 7 Prozent Erfahrungen mit dem Reparieren von Smartphones gemacht.

7 Tipps der ZHAW für mehr Nachhaltigkeit
  • Smartphones gebraucht anstatt neu kaufen: ​​​​​​​Das Secondhand-Angebot für Handys ist in den letzten Jahren stetig gewachsen und es gibt mittlerweile verschiedene Anbieter mit viel Auswahl. Unter dem Stichwort «Refurbished Smartphones» lassen sich mit einer kurzen Internet-Recherche ganz schnell verschiedene Angebote finden. Damit tut man nicht nur etwas Gutes für die Umwelt, sondern spart dabei gleich noch Geld.
  • Smartphones mit Vorsicht behandeln und im Ernstfall reparieren lassen: Ein schwacher Akku oder ein defekter Bildschirm müssen kein Grund sein, ein Gerät gleich zu ersetzen. Beides kann für einen Bruchteil des Gerätepreises bei einer Fachperson ersetzt werden. Um Schäden wie Bildschirmrisse vorzubeugen, sind zudem Schutzfolien oder Schutzhüllen und ein allgemein vorsichtiger Umgang mit den Geräten zu empfehlen.
  • Smartphones nur ersetzen, wenn es nicht anders geht: Viele Geräte, die in der Schweiz ersetzt werden, wären noch einwandfrei zu gebrauchen. Es sind oftmals optionale Gründe, wie der Wunsch nach einem neueren Modell oder verlockende Aboangebote, die gleich «kostenlos» ein neues Handy versprechen, die zum Neukauf führen. Hier lohnt es sich einmal innezuhalten und sich zu überlegen, ob es wirklich nötig ist, sein Handy nach knapp drei Jahren zu ersetzen oder ob es nicht nach wie vor genügt. Zudem sind solche Aboangebote selten wirklich günstiger, die Kosten verteilen sich einfach auf mehrere Jahre.
  • Schonender Umgang mit dem Akku pflegen: Wenn man auf ein paar Dinge achtet, kann man die Lebensdauer eines Handyakkus merklich verlängern. Um den Akku zu schonen, sollte der Ladezustand idealerweise zwischen 20-80% gehalten werden, am besten um die 50% sein. Dabei sind kurze Ladezyklen dem nächtlichen Daueraufladen vorzuziehen. Das Laden sollte am besten bei einer Gerätetemperatur zwischen 15-35°C durchgeführt werden. Ganz allgemein sollte das Handy an einem schattigen und kühlen (nicht kälter als 10°C) Ort aufbewahrt werden.
  • Smartphones recyclen oder weitergeben anstatt zuhause lagern: In alten Smartphones stecken wertvolle und seltene Ressourcen. Viele davon liegen unbeachtet zuhause in der Schublade. Wenn ein Gerät nicht mehr funktioniert, sollte es recycelt oder zum Anbieter zurückgebracht werden. Wenn ein Smartphone noch funktionsfähig ist, kann es weiterverschenkt oder gespendet werden, um es so länger im Nutzungs-Kreislauf zu halten und jemandem eine Freude zu machen.