Staatliche IT-Beschaffung: Anspruch und Wirklichkeit

Öffentliche Ausschreibungen sind ein Schlüsselmarkt für die IKT-Branche – doch Bürokratie und Innovationsbarrieren bremsen das Potenzial.
Einer neuen Swico-Umfrage zufolge braucht es bessere Verfahren, mehr Qualitätswettbewerb und echte Chancen für kleine und mittlere Unternehmen (KMU). Laut Studie zählt die öffentliche Hand zu den bedeutendsten Auftraggebern der Schweiz. Der Bund allein investierte 2024 rund 883 Millionen Franken in Informatik. Die Umfrage unter 38 Mitgliedsunternehmen zeigt, fast die Hälfte der Unternehmen reicht jährlich mehr als zehn Offerten für öffentliche Ausschreibungen ein. Dennoch macht der daraus resultierende Umsatz bei den meisten weniger als 25 Prozent ihres Gesamtumsatzes aus.
Vor allem KMU kämpfen mit überbordender Bürokratie und unklaren Anforderungen in Ausschreibungsverfahren, die oft den niedrigsten Preis über die beste Lösung stellen, so die Studie weiter. Dies stehe im Widerspruch zu den Zielen des revidierten öffentlichen Beschaffungsrechts. Jon Fanzun, CEO von Swico, betont: «Die öffentliche Beschaffung muss so gestaltet werden, dass die besten Lösungen zum Zug kommen, nicht die billigsten. Gerade unsere KMU stehen bereit, den Staat mit innovativen, qualitativ hochwertigen Angeboten zu unterstützen.»
Ungenutzte Potenziale
Laut Studie sehen 90 Prozent der befragten Unternehmen den Qualitätswettbewerb weiterhin als ungenügend an. Über 80 Prozent vermissen echte Verbesserungen in der KMU-Freundlichkeit seit der Gesetzesrevision 2021. Die Schweiz als KMU-Land verfüge über ein enormes Innovationspotenzial, so die Studie weiter. Doch Prototypen oder agile Dialogverfahren blieben die Ausnahme, obwohl gerade sie bei komplexen digitalen Projekten erheblichen Mehrwert bieten könnten.
Positiv bewerten die befragten Unternehmen hingegen den Aspekt der Nachhaltigkeit. Knapp 61 Prozent sind überzeugt, dass dieser Faktor seit Inkrafttreten des neuen Beschaffungsrechts stärker gewichtet wird. Einschätzung, ob die Bedeutung des Kriteriums «Nachhaltigkeit» im Kontext der öffentlichen Beschaffung seit Inkrafttreten des revidierten öffentlichen Beschaffungsrechts 2021 gestärkt wurde.