Zwei Drittel wollen alle Behördengänge online abwickeln

Deloitte-Studie zur Akzeptanz von E-Government: Bevölkerung fordert mehr digitale Leistungen – öffentliche Verwaltung noch nicht bereit.

In der Schweiz ist knapp die Hälfte der Bevölkerung mit dem bestehenden E-Government-Dienstleistungsangebot der öffentlichen Verwaltung zufrieden. Die Behörden haben allerdings noch Nachholbedarf, sowohl in Bezug auf den Umfang ihres digitalen Angebots als auch punkto Datenschutz und IT-Infrastruktur, wie eine aktuelle Deloitte-Umfrage zeigt.

Vor allem auf Gemeindeebene scheinen noch grössere Lücken zu bestehen. Für den Ausbau werde es laut Deloitte entscheidend sein, Investitionen in E-Government-Dienstleistungen nicht mehr nur isoliert zu tätigen. Der stärkere Einbezug privater Unternehmen könnte einen Durchbruch bringen.

Laut Studie ist knapp die Hälfte (48%) der 1’000 befragten Personen ab 18 Jahren mit dem bestehenden E-Government-Dienstleistungsangebot zufrieden und findet, dass diese im gewünschten Ausmass zur Verfügung stehen. Zwei Drittel (65%) der Menschen in der Schweiz halten es allerdings für wichtig, dass sie sämtliche Dienstleistungen und Behördengänge online abwickeln können. 58 Prozent fordern sogar eine proaktive Nutzung der digitalen Möglichkeiten, zum Beispiel die automatische Erneuerung der Identitätskarte.

Binnensicht

Das digitale Angebot der öffentlichen Verwaltung entspricht auch gemäss eigener Einschätzung noch nicht den Bedürfnissen der Bevölkerung: Immerhin 43 Prozent der 239 befragten Verwaltungsmitarbeitenden sagten aus, dass ihre Stelle Dienstleistungen digital anbietet; auf Gemeindeebene sind es allerdings nur ein Drittel (34%).

«Die Bevölkerung ist bereit für den digitalen Wandel, doch die Verwaltung bleibt noch hinter den Erwartungen zurück. Es ist nun an der Zeit, die Bedürfnisse aller Bürgerinnen und Bürger stärker zu berücksichtigen und bei der Erbringung öffentlicher Dienstleistungen einen kundenzentrierteren Ansatz zu verfolgen», erklärt Rolf Brügger, designierter Leiter Regierung und Öffentlicher Sektor bei Deloitte Schweiz.

Obwohl die Situation sehr unterschiedlich sei, hinken Gemeinden den Ergebnissen der Befragung zufolge tendenziell hinterher, was die Umsetzung digitaler Angebote und E-Government-Dienstleistungen betrifft. Über alle Verwaltungseinheiten hinweg gaben 55 Prozent der Befragten an, datenschutzrechtliche Vorgaben konsequent umzusetzen – auf Gemeindeebene waren es allerdings nur 29 Prozent. Und 47 Prozent aller Verwaltungsangestellten gaben an, dass sie umfassend zum Thema Datenschutz geschult werden – auf Gemeindeebene liegt der Wert bei einem Drittel (33%).

Mehrheit hat Vertrauen

Die Mehrheit der Bevölkerung vertraut der Verwaltung, wie die Umfrage zeigt: 52 Prozent aller Befragten glauben, dass ihre Daten bei der öffentlichen Verwaltung gut aufgehoben sind. Die stärksten Befürworterinnen und Befürworter sind in den jüngeren Altersgruppen zu finden. Bei der Frage nach der Sicherheit und Krisenfestigkeit der Behörden-IT ist das Vertrauen geringer: Nur 41 Prozent aller Befragten stimmen hier zu; je höher ihr Bildungsniveau ist, desto kritischer fällt die Antwort aus.

Bei den rechtlichen Grundlagen für die Digitalisierung der Verwaltung möchte die Bevölkerung der Studie zufolge auf Nummer sicher gehen: Sie wolle eher neue Rechtsgrundlagen schaffen (50%), als bestehende zugunsten von digitalen Lösungen zu interpretieren (35%). Für «Digital First» sprechen sich vor allem junge Menschen, Städterinnen und Städter sowie Personen mit Hochschulabschluss aus.

Über die Studie

Um das Verhalten und die Präferenzen der Schweizer Bürgerinnen und Bürger bezüglich E-Government-Dienstleistungen zu analysieren und zu verstehen, wurde im Februar 2023 eine Onlinebefragung mit über 1’000 Teilnehmenden zwischen 18 und 80 Jahren aus allen drei Landesteilen durchgeführt. 239 Personen unter den Befragten sind Angestellte im öffentlichen Dienst.