Digitalisierung kommt kaum von der Stelle

Drei, Arthur D. Little und marketmind haben ihren Index zum Stand der Digitalisierung in Österreich aktualisiert. Vieles steckt in einer Seitwärtsbewegung fest.

Seit der Pandemie stagniert die Digitalisierung österreichischer Unternehmen – während sie zuvor in den letzten fünf Jahren einen deutlichen Sprung nach vorne gemacht hat. Das zeigt der aktuelle Digitalisierungsindex, der vom Telekommunikationsanbieter Drei bei Arthur D. Little und marketmind in Auftrag gegeben wurde. Dabei wurden knapp 800 Unternehmen aller Branchen und Größen in ganz Österreich befragt.

Nach einem leichten Anstieg 2022 ist der Digitalisierungsindex mit einem Wert von 35 von 100 möglichen Punkten 2023 auf Vorjahres-Niveau geblieben. Nur 19 Prozent der Unternehmen geben an, dass sie sich nach COVID mehr mit Digitalisierung beschäftigt haben.

Hoher Beratungs- und Investitionsbedarf

Während sich größere und mittlere Unternehmen positiv entwickeln, fallen kleine Betriebe mit unter 20 Mitarbeiter:innen immer weiter zurück. Die digitale Kluft hat sich dadurch weiter vergrößert. Vor allem in der Landwirtschaft gibt es starken Aufholbedarf, aber auch der Handel und Tourismus als wesentliche Wirtschaftszweige Österreichs nutzen noch lange nicht das volle Potenzial.

Der Wunsch nach Beratung ist so deutlich gestiegen wie noch nie – von 28 auf 41 Prozent. Dies betrifft vor allem Branchen, in denen ohnedies Aufholbedarf in der Digitalisierung besteht, wie in den Bereichen Transportwesen, Immobilienwirtschaft, Agrarwesen und Tourismus. Wie im Vorjahr geben 24 Prozent an, Investitionen in die Digitalisierung zu planen. Wären diese Investitionen aber tatsächlich getätigt worden, hätte man den Angaben der Studienautoren zufolge bereits einen deutlichen Sprung im Digitalisierungsindex gesehen.

Nutzen oftmals noch unklar

In diesem Zusammenhang weist Stefan Schiel, Managing Partner von marketmind, darauf hin: „Zwar hat der Anteil jener, die Chancen in der Digitalisierung sehen, um 9 Prozentpunkte und damit auf 84 Prozent zugelegt, ebenso ist aber auch der Anteil jener, die große Herausforderungen sehen um 9 Prozentpunkte, auf nunmehr 87 Prozent gestiegen. Das Digitalisierungsklima bleibt damit in Summe negativ. Immerhin: Nur mehr 16 Prozent, und damit weniger als im Vorjahr, sehen in der Digitalisierung gar keine Chancen. Gleichzeitig kann weniger als die Hälfte der Unternehmen, die stark auf neue Technologien setzen, einen konkreten Wettbewerbsvorteil benennen.“

Als größte Chancen werden Kostenersparnis, Neukundenakquise sowie Zukunftssicherheit beziehungsweise mehr Agilität und Flexibilität gesehen. Nach der DSGVO stellen fehlendes Know-how sowie fehlende Mittel mit einer Erhöhung zum Vorjahr von 5 respektive 6 Prozentpunkten die größten Herausforderungen dar.

Knapp jedes zehnte österreichische Unternehmen (9 Prozent) setzt dem Index zufolge Künstliche Intelligenz ein. Österreich liege hiermit auf Platz 10 im europäischen Mittelfeld – führend sei Dänemark mit 24 Prozent. Laut Digitalisierungsindex wird die KI in Österreich am ehesten für die Kundenkommunikation genutzt – 5 Prozent täten dies bereits. Dies gelte vor allem für die Branchen Informations- und Kommunikationstechnologie sowie Finanzen, Fertigungsindustrie und Bauwirtschaft.

Breitband

Gefragt nach der Technologie mit dem größten Einfluss auf die Digitalisierung wird Glasfaser klar als Nummer eins gesehen. Dahinter kommt WiFi und auf Platz 3 bereits 5G. In gewissen Branchen wird 5G bereits als einflussreichste Technologie gesehen – vor allem im Tourismus, dem Transportwesen und der Immobilienwirtschaft, wo mit 5G+ verlässliche Bandbreiten, aber auch LoRaWAN als eigenes Mobilfunknetz für vernetzte Geräte eine erhöhte Bedeutung zukommt.

Generell verbessert sich die Situation: Eine fehlende leistungsstarke Internetverbindung war im vergangenen Jahr noch für 25 Prozent der Unternehmen ein Thema, heuer sind es nur noch 22 Prozent.

Studiendesign

Der Digitalisierungsindex errechnet sich aus fünf Einzelfaktoren von der IT-Ausstattung und -Vernetzung über Online-Präsenz und -Vertrieb bis zur Arbeitsweise. Auf einer Skala von 1 bis 100 gibt der Index den Digitalisierungsgrad eines Unternehmens an.