Österreich nutzt seine Technologiestärken zu wenig

Eine WIFO-Analyse beleuchtet, wie viele Patente in Schlüsseltechnologien angemeldet wurden und wie stark das Land davon profitiert.
In den letzten Jahren hat sich Österreichs Leistungsfähigkeit insbesondere in den Schlüsseltechnologien Photonik, fortgeschrittene Werkstoffe und Quantentechnologie deutlich verbessert – sowohl bei der Anzahl der Patente als auch beim Spezialisierungsgrad. So zählt das Land etwa in der Photonik in beiden Aspekten zu den internationalen Top 5. Auch in den Bereichen IT für Mobilität und Internet der Dinge gibt es Fortschritte in der Spezialisierung.
Allerdings fällt das Land bei der internationalen Bedeutung und Zitationshäufigkeit der Patente oft zurück – ein Indiz für eine geringere wirtschaftliche und technologische Bedeutung. Länder mit einer deutlich höheren Anzahl an großen technologieintensiven Unternehmen wie die Schweiz, die USA oder Japan sind hier meist besser positioniert, entwickeln sich teilweise schneller und spezialisieren sich stärker, sodass Österreichs binnennationale Stärken nicht automatisch zu globalen Spitzenpositionen führen.
Dies sind Ergebnisse einer Analyse, die das Österreichische Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO) im Auftrag des Rates für Forschung, Wissenschaft, Innovation und Technologieentwicklung (FORWIT) durchgeführt hat.
„Für Österreich – aber auch Europa – muss es das Ziel sein, in Schlüsseltechnologien international wettbewerbsfähig zu werden. Wer in den Technologiewettläufen mithalten kann, kann überall mithalten. Denn solche Technologien sind geoökonomisch und wirtschaftlich bedeutende Querschnittsthemen, die alle Bereiche der Gesellschaft – von Bildung und Soziales über Wissenschaft hin zu Wirtschaft, Politik, Sicherheit und Verteidigung – gleichermaßen benötigen und betreffen. Stärke in Schlüsseltechnologien kann daher auch als Produkt der Stärke einer ganzen Gesellschaft gesehen werden“, meint Sylvia Schwaag Serger, stellvertretende Vorsitzende des FORWIT.
KI-Barrieren
Als eine solche breite Querschnittstechnologie müsse daher auch Künstliche Intelligenz unter anderem von Unternehmen sinnvoll und effektiv angewendet werden können, um international mitzuhalten, so die Studieweiter. In der unternehmerischen Nutzung von Künstlicher Intelligenz (KI) holen österreichische Unternehmen zwar auf, sie erreichen in Summe aber nur 73 Prozent des Leistungsniveaus der Innovation Leaders.
So nutzten 2024 knapp 20 Prozent – und damit rund doppelt so viele wie noch 2023 – der österreichischen Unternehmen ab zehn Beschäftigten mindestens eine KI-Technologie. Das liegt zwar über dem EU-Durchschnitt, aber unter dem Niveau der europäischen Innovation Leaders Dänemark, Schweden, Finnland und Niederlande, wo rund ein Viertel der Unternehmen KI einsetzt.
Auch bei der hochrelevanten Verwendung von KI in Forschung und Entwicklung hinkt Österreich laut Studie mit nur 3,8 Prozent der Unternehmen hinter Spitzenländern wie Finnland oder den Niederlanden (> 6 Prozent) her. Zudem nimmt die Anzahl der Unternehmen, die keinen Nutzen im Einsatz von KI sehen, im Gegensatz zu den Innovation Leaders und den EU27 zu.
Wissenstransfer
Vor allem kleinere Unternehmen tun sich schwer, KI strategisch in ihre Prozesse zu integrieren. Als wichtige Gründe dafür werden rechtliche Unsicherheiten und fehlendes Fachwissen, aber auch unzureichende Datenqualität und technische Inkompatibilität wahrgenommen, so die Studie weiter. Es mangele nicht an der Technologie selbst, sondern an Strukturen, Know-how und klaren Rahmenbedingungen. Österreich sollte gezielte Unterstützung im Bereich der Schlüsseltechnologie Künstliche Intelligenz anbieten, damit Unternehmen –insbesondere die vielen kleinen und mittleren Betriebe – sie besser zu ihrem Vorteil nutzen können.
Das inkludiere Hilfestellungen beim Wissenstransfer, um Mut zur Innovation zu machen: „Wettbewerbsfähigkeit in Forschung, Technologie und Innovation – insbesondere in transformativen Technologien wie Künstliche Intelligenz – ist das Fundament für Wachstum, Sicherheit und Zukunftsfähigkeit. Nur wenn wir international vorne mitspielen und diese Technologien auch richtig nutzen, können wir Wohlstand sichern, auf globale Herausforderungen agil reagieren und europäische Eigenständigkeit im Hochtechnologiesektor vorantreiben. Wissenschaft und Innovation sind die Garanten dafür, dass Österreich resilient bleibt, neue Arbeitsplätze schafft und als attraktiver Standort für Talente und Unternehmen wahrgenommen wird“, bekräftigt Thomas Henzinger, Vorsitzender des FORWIT.