Infineon Austria steigert Forschungsquote auf 12 %

Die Tochter des deutschen Halbleiterkonzerns hat 2023 gut verdient. Einen Großteil der Erlöse reinvestiert das Unternehmen in Zukunftstechnologien.

Die Infineon Technologies Austria-Gruppe (Infineon Austria) hat im abgelaufenen Geschäftsjahr 2023 (Stichtag: 30. September 2023) einen Umsatz von 5,604 Milliarden Euro erzielt. Der Vorjahres­wert (Umsatz 2022: 5,240 Milliarden Euro) wurde somit um sieben Prozent übertroffen. Das Ergebnis vor Steuern betrug rund 835 Millionen Euro, ein Anstieg gegenüber dem Vorjahr um rund 172 Millionen Euro oder 26 Prozent (Ergebnis vor Steuern 2022: 663 Millionen Euro).

Lösungen für die Dekarbonisierung und Digitalisierung haben das Geschäft der Österreich-Tochter des deutschen Halbleiterkonzerns Infineon gestärkt. Ungeachtet dessen gibt das Unternehmen zu bedenken, dass die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen schwieriger werden. Das Bild auf den globalen Zielmärkten sei dabei zweigeteilt: Das strukturelle Halbleiterwachstum in Bereichen wie erneuerbare Energien und Elektromobilität sei ungebrochen. Consumer-, Kommunikations-, Computing- und IoT-Anwendungen befänden sich jedoch weiterhin in einem Nachfragetief.

Investitionen

Im Geschäftsjahr 2023 wurden die Investitionen um zehn Prozent erhöht und betrugen 628 Millionen Euro (Vorjahr: 569 Millionen Euro). Der Großteil floss in Entwicklung und Produktion von Technologien, die Anwendungen immer energieeffizienter und damit umweltfreundlicher machen. Investiert wurde einerseits in Sachanlagen für die Produktion von 300-Millimeter-Leistungs­halbleitern auf Basis von Silizium sowie in Produktionskapazitäten für die neuen Halbleitermaterialien Siliziumkarbid (SiC) und Galliumnitrid (GaN).

Im Konzern fokussiert Infineon Österreich auf die Entwicklung sowie Fertigung von Chips auf Basis von SiC und GaN. Sie gelten als Materialien für die Leistungshalbleiter der Zukunft. Mit Investitionen von rund 250 Millionen Euro, knapp 40 Prozent der Gesamtinvestitionen, in neue Produktionskapazitäten für die Volumenfertigung sowie Technologieentwicklung wird die Marktrelevanz in diesem Bereich unterstrichen.

Ausbau des Standorts Villach

Im Geschäftsjahr 2023 wurde ein neues Fertigungsgebäude mit rund 6.000 Quadratmetern Bruttogeschossfläche für zusätzliche Produktion und Entwicklung von SiC- und GaN-Produkten in Betrieb genommen (Bild). Auf rund 1.000 Quadratmetern befindet sich ein Kompetenzzentrum, das sich auf einen zentralen Produktionsschritt in der Fertigung von SiC- und GaN-Chips konzentriert, die sogenannte Epitaxie. Dabei wird an Anlagen-Evaluierungen und dem Transfer auf größtmögliche Scheibendurchmesser geforscht.

Die Halbleiter­materialien SiC und GaN finden sich verstärkt in energieeffizienten Anwendungen wie Solaranlagen, in Elektroautos, Ladestationen, Rechenzentren oder Energiespeichersystemen. Sie schalten Strom effizienter und ermöglichen kleinere Bauformen.

Thomas Reisinger, Vorstand für Operations der Infineon Technologies Austria AG, erläutert: „Unser Anspruch ist es, über das gesamte Spektrum von Leistungshalbleitern technologisch führend zu sein – sowohl bei Siliziumchips als auch bei Technologien auf Basis von Siliziumkarbid und Galliumnitrid. Diese Materialien gewinnen, angetrieben durch die Dekarbonisierung, immer stärker an Relevanz. Österreich nimmt hier eine Vorreiterrolle im Konzern ein.“

Insgesamt wurden in Villach im Geschäftsjahr 2023 9,2 Milliarden Chips produziert. Mit dieser Jahresproduktion sollen in den Anwendungen über die Nutzungsdauer hinweg rund zehn Millionen Tonnen CO2 eingespart werden. Das entspricht knapp der Hälfte der jährlichen PKW-Emissionen in Österreich oder rund 13 Prozent der CO2-Emissionen Österreichs im Jahr 2022. Die neue, vollautomatisierte Chipfabrik für die Fertigung auf 300-Millimeter-Dünn­wafern in Villach wird seit Produktionsstart im August 2021 sukzessive hoch­gefahren. Der Vollausbau ist 2025 geplant.

F&E

Mit 672 Millionen Euro hat Infineon Austria die Aufwendungen für Forschung, Entwicklung und Innovation im Vergleich zum Vorjahr (585 Millionen Euro) ausgebaut. Das sind um 87 Millionen Euro oder 15 Prozent mehr und entspricht einer Forschungsquote von zwölf Prozent des Gesamtumsatzes (Vorjahr: elf Prozent). Mit insgesamt rund 2.500 Mitarbeitenden in Forschung und Entwicklung wurde der Vorjahreswert (2.390 Personen) weiter ausgebaut. Infineon Austria beschäftigt damit rund ein Fünftel der F&E-Belegschaft des gesamten Konzerns.

Im abgelaufenen Geschäftsjahr wurde in Innsbruck mit einem System-Kompetenzzentrum der sechste Standort von Infineon in Österreich eröffnet. Rund zehn Mitarbeitende entwickeln erste Referenzsysteme etwa für die Elektromobilität, Life Sciences, erneuerbare Energien oder die Robotik, um innovative Anwendungen schneller zur Marktreife zu bringen. Die Räumlichkeiten sollen auch als Vernetzungsplattform mit Bildungspartnern und Studierenden in Tirol dienen.