Neues Tracking-System für die Automobillogistik
Das Management von Transportboxen ist teuer. Wie man hier viel Geld sparen kann, zeigen der Wiener EDI-Spezialist EDITEL und der japanische Logistikkonzern Yunsen.
Beide Unternehmen haben ein RFID-gestütztes System für das digitale Management von wiederverwendbaren Transportboxen (Returnable Transport Item, RTI) entwickelt. Die Lösung soll den Umgang mit Transportboxen wirtschaftlicher machen. Dabei kommt unter anderem Funktechnologie zum Einsatz, die den kontaktlosen Datenaustausch zwischen einem Transponder (RFID-Etikett) und einem RFID-fähigen Schreib- und Lesegerät (Gate) ermöglicht.
Verlässt ein LKW mit entsprechend „etikettierten“ Transportboxen das Werk eines Zulieferunternehmens oder das Lager von Yusen Logistics, wird dies im Gate registriert und die Daten werden automatisiert zur Weiterverarbeitung an das RTI-Managementsystem übermittelt.
Sobald die Transportbox an ihrem Zielort eingelangt ist, wird sie wiederum in einem Gate erfasst. Durch die neue Lösung ist es möglich, den jeweiligen Aufenthaltsort der Boxen in Echtzeit abzurufen. Stehen bei einem Partner beispielsweise zu wenige Transportboxen zur Wiederbefüllung bereit, schlägt das System Alarm und verhindert mögliche Verzögerungen in der Lieferkette.
Das RTIM wurde in Yusens Warenbeschaffungsprozess integriert, der auf EDI-Basis vollautomatisiert arbeitet. Dadurch können die Daten auch für andere Dokumente wie etwa Lieferanweisungen verwendet werden.
Kosten um 90 Prozent reduziert
„Durch die Zusammenarbeit zahlreicher Lieferanten in der Automotive-Industrie kam und kommt es immer wieder zu Problemen mit RTIs. Auslöser für diese Probleme war der Mangel an effizienten Systemen für die Aufzeichnung, Verwaltung und das Management der RTIs“, erläutert Petr Smidlik, Head of IT bei Yusen Logistics in Tschechien, den Bedarf für die neue Tracking-Lösung. „Die dadurch entstehenden Zusatzkosten für unnötige Transporte, Lagerung sowie für das Verpacken und Umpacken von Autoteilen zur Gewährleistung der Just-in-Time-Lieferung sind gravierend. Im Ernstfall kann es aufgrund fehlender RTIs beim jeweiligen Produzenten sogar zum Stillstand kommen.“
Dass die Kosten dabei durchaus in die Millionen gehen können, zeigt ein Beispiel eines Yunsen-Kunden aus der Automobilindustrie, der rund 500.000 RTIs in Verwendung hat: Pro Jahr beliefen sich die Kosten aufgrund mangelnder Effizienz im Umgang mit wiederverwendbaren Transportboxen auf mehr als eine Million Euro. „Mit unserer Lösung war es möglich, diese Zusatzkosten um 90 Prozent zu reduzieren und so in weniger als zwei Jahren den Return on Investment zu erzielen“, erklärt Petr Smidlik.
Umweltentlastung
EDITEL-Geschäftsführer Gerd Marlovits weist noch auf einen anderen Vorteil hin: „Das System liefert einen wertvollen Beitrag zur Nachhaltigkeit. Es hilft unter anderem unnötige Transportwege zu vermeiden und spart darüber hinaus dank seiner Effizienz auch Kosten. Damit zeigen wir auf, dass die fortschreitende Digitalisierung in den Logistikketten einen wertvollen Beitrag zur Nachhaltigkeit liefern kann.“
Das RTI-Managementsystem wird mittlerweile von mehreren Automobil-Unternehmen in Tschechien, Thailand und Japan genutzt. Darüber hinaus berät Yusen Logistics auch andere Automobilhersteller oder Tier-1-Zulieferer. Gerd Marlovits ist überzeugt, dass sich die Zusammenarbeit mit Yusen Logistics noch vertiefen lässt und weitere Automobil-Unternehmen das RTIM einsetzen werden: „Vor dem Hintergrund, dass sich die Tschechische Republik im Automobilbau mittlerweile unter den Top-10-Nationen der Welt befindet, sehen wir ein großes Potenzial für eine weitere Zusammenarbeit.“