OMV wählt Hybridansatz für S/4HANA

Intelligente Tests mit automatisierter Impact-Analyse und S/4HANA-Migration mit Bluefield-Ansatz.

Der multinationale Öl-, Gas- und Chemie-Konzern OMV entschied sich Mitte 2019 für die Migration ihrer SAP-Legacy-Systeme zu S/4HANA. Die Frage stellte sich, ob das Unternehmen für die Migration einen Brownfield-Ansatz wählt oder eine ganz neue Instanz mit neuen Code-Anpassungen – einen Greenfield-Ansatz – aufsetzen will. Am Ende entschied sich die OMV für eine „Bluefield“-Migration, bei der Teile der vorhandenen Konfiguration extrahiert und in das neue System überführt werden und sich gleichzeitig auch neue Komponenten nach Bedarf anpassen lassen.

Die Migration selbst muss reibungslos stattfinden, vor allem bei Systemen über die kritische Geschäftsfunktionen laufen. Mit dem traditionellen manuellen Ansatz, den das Team der OMV zum Testen ihres bisherigen SAP-Systems nutzte, war das nicht zu erreichen. „Daher haben wir entscheiden, für das Testen des Projekts auf automatisierte Unterstützung zusetzen. Wir wollten sicher sein, dass wir durch das Einbringen von Code in einem Bereich der Systemlandschaft nicht an irgendeiner anderen Stelle etwas kaputt machen“, erläutert Michael Gahler, S/4HANA Technology and Quality Manager bei OMV.

Testautomatisierung für schnelleren Erfolg

Nach einer Evaluation der auf dem Markt erhältlichen Tools, kam zunächst Tricentis Tosca, später ergänzt durch LiveCompare zum Einsatz. Diese Automatisierungstools schienen mit der Komplexität und den Anpassungen am besten zurechtkommen und waren für das Migrationsteam schnell einsatzbereit. Zum Start des Vorhabens automatisierte OMV zusammen mit Tricentis innerhalb von sechs Wochen ein kleines Testportfolio. Ein Onboarding-Workshop führte das Team in die Funktionen und Möglichkeiten von Tosca ein. Das Team setze für die Testautomatisierung eine Struktur auf, die sich gut pflegen ließ und auch langfristig Bestand haben würde. Aus Sicht der internen Beteiligten war das Erstprojekt ein voller Erfolg.

Der Fokus lag dann auf der Automatisierung der kritischsten SAP-Geschäftsprozesse. Nachdem diese Prozesse mit passenden automatisierten Testfällen ausgestattet waren, begann die Ausweitung der Automatisierung auf andere Bereiche, um vollständige End-to-End-Testabdeckung zu erreichen. „In unserem System befinden sich ziemlich viele Prozesse, die in SAP starten und mit anderen Tools interagieren und umgekehrt. Uns war bewusst, dass diese Prozesskette automatisiert werden musste, damit sichergestellt ist, dass unsere kritischen Geschäftsprozesse richtig funktionieren“, sagt Michael Gahler.

Impact-Analyse für intelligente Testentscheidungsfindung

Im Projektverlauf fiel es dem Team schwer, kritische Bereiche auszumachen, die von den Systemänderungen beeinträchtigt werden könnten. So musste das gesamte System jedes Mal erneut getestet werden, wenn irgendwo Code hinzukam. Dies verzögerte das Projekt erheblich und trieb die Kosten in die Höhe. Bei einem Projekt dieser Größenordnung war es für die OMV nicht vertretbar, das gesamte System bei jeder Änderung erneut zu testen.

An diesem Punkt kam Tricentis LiveCompare ins Spiel, mit dem sich eine Auswirkungsanalyse durchführen lässt, um Testaktivitäten zu steuern und SAP-Tests effizienter zu gestalten. Die KI-gestützte Impact-Analyse deckt die Risiken für kritische Geschäftsfunktionen auf, die mit jeder Änderung an Standard- oder benutzerdefinierten Objekten entstehen. Da LiveCompare Aufschluss über die zu testenden Bereiche mit dem größten Risiko gibt, ließen sich Testzeiten verkürzen und dennoch 100 Prozent Risikoabdeckung für die SAP-Umgebung sicherstellen.

„Die große Herausforderung bestand darin, die gleichen Prozesse, die auf unserem alten SAP-System liefen, auch in der neuen SAP S/4HANA-Systemlandschaft nahtlos zum Laufen zu bringen,“ sagt Michael Gahler, S/4HANA Technology and Quality Manager bei OMV.

In Kombination mit Tosca bietet LiveCompare einen noch größeren Nutzen: Das System erstellt automatisch einen optimalen Testplan für jedes SAP-Update und identifiziert die besten Testfälle für die Ausführung in Tosca sowie alle zu erstellenden Tests. Das bedeutete: Die OMV-Teams konnten ihre bestehende Automatisierungssuite in Tosca nutzen, um sicherzustellen, dass künftige Änderungen an ihren S/4HANA-Systemen schneller und mit weniger Risiko für das Unternehmen in Betrieb genommen werden.

„Bevor wir einen Transport live schalten, führen wir in Tosca eine Auswirkungsanalyse und koordinierte Testfälle durch. Mängel aus den Ergebnissen werden in unserem Solution Manager angelegt, bearbeitet und wieder in das Transportmanagementsystem integriert“, erklärt Michael Gahler. „Durch diese Vorgehensweise können wir im Vorfeld prüfen und sicherstellen, dass wir nicht ein Release freigeben, das unsere Live-Systeme negativ beeinträchtigt.“

LiveCompare hat die Testzeit, die für jedes größere Release in den drei S/4HANA-Installationen der OMV erforderlich ist, erheblich reduziert. Statt bis zu sechs Wochen dauert das Testen jeder Instanz jetzt nur noch zwei Wochen. Dies erhöht nicht nur die Geschwindigkeit, mit der OMV Updates veröffentlichen kann. Es ermöglicht den Experten auch, mehr Zeit mit der Planung künftiger Releases zu verbringen, anstatt das Aktuelle zu testen.

SAP S/4HANA-Upgrade nach oder mitten in der Migration?

Während der Projektphase veröffentlichte SAP eine neuere Version von S/4HANA. Es stellte sich die Frage, direkt mit der neueren Version weiterzumachen oder die Implementierung des älteren S/4-Systems fortzusetzen und anschließend upzugraden. Mit der Hilfe von LiveCompare wurde die Entscheidung, noch während des laufenden Projekts auf die neuere Version umzusteigen, getroffen. Michael Gahler: „Das Tool zeigte uns, welche Objekte, welche neuen Funktionen und welche Code-Anpassungen von dem neuen Programm betroffen sein würden. Wir konnten sehr einfach sehen, wo wir das Testen noch einmal wiederholen müssten und worauf wir unseren Fokus zu legen hatten, damit sich unser Zeitplan durch dieses Upgrade auf keinen Fall verzögerte.“

OMV hat es geschafft, mit Tosca eine Testautomatisierungsrate von 80 Prozent für alle geschäftskritischen Prozesse zu erreichen. Die Automatisierung hat es ermöglicht, innerhalb von rund 18 Monaten etwa 90 Prozent des gesamten Codes in drei separaten S/4HANA-Systemen in Betrieb zu nehmen. Das Team ist nun in der Lage, monatliche Hauptreleases mit neuen Funktionen zu unterstützen, während es gleichzeitig wöchentlich kleine Korrekturversionen durchführt.