Uhrenindustrie: Offline-Verkäufe überwiegen auch in Zukunft

62 Prozent der Marken gehen davon aus, dass der Verkauf im Laden weiter dominieren wird. Detailhandelsaktivitäten sollen entsprechend zunehmen.

Dies geht aus der Deloitte-Studie 2023 zur Schweizer Uhrenindustrie hervor, die Erkenntnisse von Branchenexperten und Konsumentenumfragen in den wichtigsten Märkten umfasst.

Nach dem erfolgreichen Ergebnis im Jahr 2022, in dem die Schweizer Uhrenindustrie Rekordexporte im Wert von CHF 24,8 Milliarden verzeichnete, setzte sie in den ersten acht Monaten des laufenden Jahres ihren starken Wachstumskurs fort. Bis Ende August haben die Uhrenexporte mengenmässig um 10,2 Prozent und wertmässig um 9,2 Prozent zugenommen – und dies trotz der Inflation und des starken Frankens, der die Schweizer Uhren für internationale Käuferinnen und Käufer teurer macht.

Persönliches Erlebnis übertrifft digitalen Komfort

Der direkte und persönliche Kontakt zwischen Uhrenmarken und ihren Endabnehmern über stationäre Geschäfte, Pop-up-Locations oder Uhrenmessen bleibt laut Studie ein entscheidender Faktor. 52 Prozent der befragten Konsumentinnen und Konsumenten kaufen Uhren in erster Linie in Geschäften, wo sie die Produkte anfassen, testen und ausprobieren können. 43 Prozent gaben an, den persönlichen Kontakt mit dem Verkaufspersonal zu schätzen.

Die meisten Marken und Detailhändler (62%) sind sich einig, dass die Offline-Verkäufe auch in den nächsten fünf Jahren die Online-Verkäufe überwiegen werden, wobei es je nach Preissegment Unterschiede gibt. Generell gilt: Je teurer die Uhr, desto wahrscheinlicher ist es, dass die Kundinnen und Kunden diese offline kaufen. Die meisten Marken investieren in die Erweiterung ihrer Detailhandelsflächen, sei es in Flagship-Stores oder in Multimarken-Outlets.

Nachhaltigkeit ist von strategischer Bedeutung

Wie in den vergangenen Jahren ist Nachhaltigkeit für die Uhrenindustrie nach wie vor wichtig, aber die Beweggründe haben sich laut Karine Szegedi, die den Bereich Consumer and Fashion & Luxury bei Deloitte Schweiz leitet, geändert: «Die Umfrage zeigt einen entscheidenden Wandel. Nachhaltigkeit hat sich von einer konsumentengesteuerten Forderung zu einer von der Industrie geleiteten Aufgabe entwickelt. Mehr als zwei Drittel der Befragten gaben an, dass Nachhaltigkeit Teil ihrer Unternehmensstrategie ist und sie in Bereiche wie Kreislaufwirtschaft oder Governance-Strukturen investieren». Für Marken werden zertifiziertes ethisches Gold (86%), recycelte Materialien (76%) und Alternativen zu Leder (74%) in den nächsten fünf Jahren entweder eine sehr wichtige oder eine wichtige Rolle spielen.

Darüber hinaus schaffen neue Vorschriften zur nachhaltigen Berichterstattung die Voraussetzungen für eine transparentere und verantwortungsvollere Uhrenindustrie. Auch die Konsumentinnen und Konsumenten bevorzugen dies: 34 Prozent würden sich für die Uhr einer Marke entscheiden, die sich auf Nachhaltigkeit konzentriert, während nur 25 Prozent eine Marke bevorzugen, die sich auf ihr Image fokussiert. Jüngere Generationen geben der Nachhaltigkeit den Vorrang vor dem Markenimage. Dieser Wandel unterstreicht die Notwendigkeit für die Branche, Nachhaltigkeit als zentrale Geschäftsstrategie zu integrieren.