AIT klärt Gefahrensituationen im Straßenverkehr proaktiv auf

Die AIT Mobility Observation Box erweitert den Blickwinkel der Verkehrssicherheit. Neben Unfalldaten gehen nun auch Konfliktsituationen in die Analyse ein.

Großer Erfolg für das AIT-Verkehrssicherheitsteam um Anna Huditz, Peter Saleh und Paul Rosenkranz: Die Mobility Observation Box, ein KI-basiertes System zur Erfassung und objektiven Bewertung von Verkehrsinfrastruktur und Konfliktsituationen, hat den renommierten Excellence in Road Safety Award des European Road Safety Charter (ERSC) der Europäischen Kommission in der Kategorie “Daten” gewonnen.

Herausforderung

Um eine nachhaltige Mobilität zu fördern, ist es besonders wichtig, die Verkehrssicherheit ungeschützter und nicht-motorisierter Verkehrsteilnehmer:innen zu steigern. Wenn sich zum Beispiel Fußgänger:innen oder Radfahrer:innen auf ihren täglichen Wegen nicht sicher fühlen, werden sie nachhaltige Mobilitätsformen seltener wählen. Aus diesem Grund sieht es das AIT als notwendig an, die Infrastruktur gerade für diese Gruppen sicher zu gestalten.

Dazu brauche es eine proaktive Herangehensweise, die bei Verkehrskonflikten oder sogenannten Beinaheunfällen ansetzt. Denn: Konflikte treten wesentlich häufiger als Unfälle auf und bieten dadurch eine deutlich größere Datengrundlage für die Evaluierung potentieller Gefahrenstellen. Die Konfliktanalyse gilt daher als bewährtes Mittel zur Erhöhung der Verkehrssicherheit.

KI-Lösung

Vor diesem Hintergrund haben die Expert:innen des AIT die Mobility Observation Box entwickelt: Eine kompakte Box filmt mit einer Kamera das Verkehrsgeschehen, ohne es zu beeinflussen, danach werden die Daten KI-basiert analysiert. Die erhobenen Daten bilden die Grundlage für die Entwicklung eines risikobasierten Bewertungsverfahrens, das auf Technologien wie maschinellem Lernen und künstlicher Intelligenz beruht.

Dies soll ein „hochpräzises“ Monitoring aller Bewegungen der verschiedenen Gruppen von Verkehrsteilnehmer:innen (Fußgänger:innen, Radfahrer:innen, Pkw, Lkw, Scooter, usw.) in einem bestimmten Straßenabschnitt ermöglichen. Die Messungen sind wiederholbar und stören den Verkehrsfluss nicht. Jeder Straßennutzer wird detektiert, klassifiziert und seine Bewegungslinie aufgezeichnet.

Die so gewonnen Daten werden genutzt, um Kennzahlen für Verkehrskonflikte wie beispielsweise Konfliktschwere oder Relativgeschwindigkeiten abzuleiten, sowie um allgemeine verkehrstechnische Parameter wie etwa Verkehrsstärken und Geschwindigkeiten zu ermitteln.

Laut AI haben Datenschutz und Datensicherheit dabei höchste Priorität: Die Mobility Observation Box sei behördlich genehmigt und erfülle strengste gesetzliche Auflagen, so das Institut weiter. Durch die automatisierte Anonymisierung aller Verkehrsteilnehmer:innen werde dem Datenschutz in höchstem Maße Rechnung getragen, und es können keinerlei Rückschlüsse auf einzelne Personen gezogen werden.

Einsatzmöglichkeiten

Das bessere Verständnis von möglichen Unfallursachen hilft bei der Verbesserung der Sicherheitsmaßnahmen, ohne sich nur auf historische Unfalldaten zu beziehen. Ziel der Erhebung mit der Mobility Observation Box sind objektive und vergleichbare Evaluierungen der Auswirkungen diverser infrastruktureller und verkehrstechnischer Maßnahmen auf das Unfall- und Verletzungsrisiko.

„Sicherheit im Verkehr hängt ganz maßgeblich von der Beschaffenheit der jeweiligen Infrastruktur ab“, erklärt Anna Huditz vom AIT. „Und Sicherheit ist messbar – ob innerstädtisch, bei Eisenbahnkreuzungen oder auf Autobahnauffahrten. Mit der Mobility Observation Box stellen wir den Verkehrsinfrastrukturbetreibern nun ein Tool zur Verfügung, das tatsächlich helfen kann, schwere Unfälle zu verhindern.“

Über die European Road Safety Charter

Die ERSC ist eine Initiative der Europäischen Union, die sich seit ihrer Gründung im Jahr 2004 der Förderung der Verkehrssicherheit in Europa verschrieben hat. Ihr Hauptziel ist es, die Anzahl der Verkehrsunfälle zu reduzieren und die Straßen in Europa sicherer zu machen. Mit über 4000 Mitgliedern, darunter öffentliche Institutionen, Unternehmen, Bildungs-einrichtungen und NGOs, die sich dazu verpflichten, konkrete Maßnahmen zur Verbesserung der Verkehrssicherheit zu ergreifen, trägt die European Road Safety Charter dazu bei, das Straßennetz in Europa sicherer für alle Verkehrsteilnehmenden zu gestalten.