KPMG-Studie: Handlungsbedarf für IT im Gesundheitswesen

Die Digitalisierung verändere den Sektor maßgeblich und erfordere eine strukturelle Neuausrichtung der Organisationen und ihrer Abläufe.

Österreich steht an der Schwelle zu einer neuen Ära der Gesundheitsversorgung. So das Kernergebnis einer Studie, in Rahmen derer das Wirtschaftsprüfungs- und Beratungshaus KPMG gemeinsam mit Solve Consulting 190 Experten des hiesigen Gesundheitssektors befragt haben.

Demnach zeigen die Gesundheitseinrichtungen des Landes bereits beachtenswerte Fortschritte sowie die zunehmende Bereitschaft, digitale Lösungen in den Dienst des Menschen zu stellen. „Die digitale Transformation gestaltet die Schnittstellen der Patient:innenversorgung neu und rückt eine effiziente, datengestützte Koordination in den Mittelpunkt. Vor allem KI wird die Digitalisierung im Gesundheitswesen, sowohl im ambulanten als auch im stationären Bereich, in naher Zukunft enorm beschleunigen“, so Kathrin Bruckmayer, Partnerin bei KPMG und Expertin für Digitalisierungsthemen im Gesundheitsbereich.

Mensch und Maschine

Das größte Potenzial von KI sehen die Befragten in der Optimierung von Ressourcen, in Prozessverbesserungen und in der Steigerung der Geschwindigkeit bei der Diagnose und Behandlung. Besonders die Automatisierung von Routineaufgaben, um dadurch sowohl die Arbeitsbedingungen des Personals zu verbessern als auch die Patient:innenbetreuung zu optimieren, stehe im Fokus für die Anwendung von KI-Systemen.

„Um das volle Potenzial neuer Technologien und digitaler Lösungen für Gesund-heitsanwendungen zu entfalten, gilt es, die Anwender:innen – also Patient:innen und Health Professionals – in die Entwicklung und Implementierung einzubeziehen. Gesundheitsversorgung bleibt eine zutiefst menschliche Angelegenheit, wenn auch mit digitaler Unterstützung“, so Magdalena Sattelberger, Geschäftsführerin von SOLVE Consulting.

Chef:innensache

Zwar liegt die Digitalisierung bei 51 Prozent der Befragten nach wie vor fest in der Hand der IT-Abteilungen, doch auch dem Fachbereich wird immer mehr Verantwortung zugesprochen. 20 Prozent der Befragten sehen die Verantwortung für die digitale Transformation in ihrer Organisation allerdings noch gar nicht geregelt.

„Digitalisierung geht über den rein technologischen Fokus hinaus und kann nur gelingen, wenn sie nicht isoliert als IT-Thema betrachtet wird. Vielmehr ist die digitale Transformation eine Querschnittsaufgabe, die tief in die Strukturen und Abläufe des gesamten Unternehmens eingreift – ein Zusammenspiel aus technischen Möglichkeiten, organisatorischen, strategischen Herausforderungen und menschlichen Faktoren“, fasst Bruckmayer zusammen.

Essenziell für die erfolgreiche Implementierung von Digitalisierung sei auch ein klares Bekenntnis der Führungsebene zu einer Digitalisierungsstrategie. Knapp die Hälfte der befragten Organisationen (49 Prozent) hat bereits eine Digitalisierungsstrategie etabliert, etwa ein Fünftel (22 Prozent) gibt an, dass eine solche Strategie derzeit ausgearbeitet wird.

Herausforderungen und Toptreiber

Den ersten Platz bei den größten Herausforderungen der Digitalisierung nehmen mit 68 Prozent der Nennungen weiterhin die Komplexität der IT-Strukturen und die damit verbundenen Schnittstellen ein, gefolgt von internen Hürden: Beinahe die Hälfte (48 Prozent) der Befragten sieht die Akzeptanz neuer Strukturen und Prozesse als Herausforderung an und 39 Prozent nennen fehlendes Know-how.

Mit 66 Prozent ist die Optimierung des Ressourceneinsatzes für den Großteil der Befragten die Hauptantriebskraft. Das unterstreicht die zunehmende Bedeutung wirtschaftlicher Aspekte im Gesundheitssektor. An zweiter Stelle nennt mehr als die Hälfte (53 Prozent) die Steigerung der Prozesseffizienz, gefolgt von der Verbesserung der Patient:innensicherheit mit 39 Prozent. Vier Plätze nach vorne gerutscht ist zudem der Fachkräftemangel als antreibender Faktor.

Aus Sicht der Studienautoren machen die Ergebnisse deutlich: Es herrscht ein starkes Bestreben nach Qualitätsverbesserung und Risikominimierung. Ebenfalls vermehrt in den Fokus rücke die Dringlichkeit, digitale Lösungen zu entwickeln, die nicht nur die Arbeitsbelastung reduzieren, sondern auch die Attraktivität der Arbeitsplätze steigern und damit den herrschenden Personalmangel entschärfen.

Über die Studie

Die Studie wurde von KPMG in Zusammenarbeit mit Solve Consulting – einer Unter-nehmensberatung mit Fokus auf das Gesundheitswesen – erstellt. Im Zeitraum von November 2023 bis Februar 2024 wurde eine Umfrage mit rund 190 Vertreter:innen des österreichischen Gesundheitswesens durchgeführt – darunter Krankenhäuser, deren Betriebsgesellschaften, Sanatorien, Rehabilitationskliniken und -zentren, Organisationen der Langzeitpflege, Gesundheits- und Diagnosezentren, Sozialversicherungsträger, Dachverband-Organisationen sowie Vereine, die einen Schwerpunkt im Gesundheitsbereich haben.